"Kunst.Schaffen", Wien

 

Kunstvereine sind wichtige Institutionen. Das Künstlerleben ist entgegen den üblichen Klischeevorstellungen eben kein leichtes. Den Kampf oder Krampf mit seiner Kunst kämpft wohl jeder für sich allein, doch der Austausch mit Gleichgesinnten im Verein, in der Gilde hat manchmal etwas Notwendiges, wir fühlen uns aufgehoben, es stärkt uns, bestärkt uns wieder in unserem Tun. Gegenseitige Hilfestellung, Erfahrungsaustausch, viele unterschiedliche Ansätze und Blickwinkel inspirieren uns, korrigieren uns zuweilen, wenn wir die Distanz zur eigenen Arbeit zu verlieren beginnen. Umso bereichernder ist es, wenn sich nicht nur die Kollegen innerhalb eines Vereins, einer Gilde austauschen oder ihre Netzwerke teilen, sondern wenn ganze Kunstvereine und Künstlergruppen dies tun. Vor einiger Zeit hatten Kollegen der Gilde Gelegenheit in den Ausstellungsräumen von Kunstschaffen Wien ihre Arbeiten zu präsentieren. Heute freuen wir uns, dass fünf Wiener Kollegen unserer Gegeneinladung ins hinterste Innviertel gefolgt sind. Herzlichen Dank auch an meine Kollegin Andrea Hinterberger über deren Netzwerk dieser Kontakt zustande gekommen ist.

 

In Vorbereitung auf diese Eröffnung hab’ ich die Homepage von Kunstschaffen besucht. Zwei Dinge haben mich inspiriert. Einerseits der Name, Kunst.Schaffen andererseits der Satz der über der Verlinkung zu den sozialen Netzwerken stand: „Teile der Welt mit, dass es dir gefällt“.

 

Vor einiger Zeit überflutete ein Gedicht einer deutschen Salmmerin genau diese sozialen Netzwerke. Julia Engelmann plädierte in ihrem Gedicht für ein Leben im Jetzt, oder wie sie es nannte, dafür, mit den „traurigen Konjunktiven“ aufzuräumen. „Eines Tages werden wir alt sein und an all die Geschichten denken, die unsere hätten sein können“. Der Text hat auch mich erst, genau wie hunderttausend andere – begeistert und auch ich habe geteilt, gepostet, geliked. Doch das Schaffen funktioniert eben anders. In der Zeit in der ich einen Text über verpasste Gelegenheiten geliked, gepostet und geteilt habe, habe ich z.b. die Gelegenheit verpasst, ins Atelier zu gehen und endlich an diesem einen, verflixten Bild weiterzuarbeiten. Es ist wohl ein Phänomen der menschlichen Trägheit, die uns immer versucht zu überlisten, in dem schon der Gedanke ans Tun die Illusion des Getanen in uns erzeugt. Doch die Antwort darauf ist und bleibt das Tun, das Schaffen. Sie, wir als Künstler haben für uns beschlossen, dass wir schaffen wollen. Auch wenn wir vieles manchmal nicht schaffen, den internationalen Ruhm z.b., oder möglichst viele Leute mit unserer Kunst zu erreichen oder vielleicht auch nur relativ sorgenfrei von unserer Kunst leben zu können oder denken wir an die vielen Tage, an denen die Kunst mehr uns schafft als umgekehrt…

 

Trotzdem dürfen wir uns gratulieren, darf ich euch gratulieren, ihr wart produktiv und habt die Anstrengungen und den weiten Weg auf euch genommen. Eure Gedanken und Absichten haben sich in euren Arbeiten manifestiert, materialisiert, sind real, für euch und die Betrachter greifbar geworden und haben so die Chance, im Vergleich zum flüchtigen Gedanken, länger zu wirken und uns vielleicht sogar zu überdauern.

 

H.K., Februar 2014